Geschichte der Zeitungen in Deutschland

Fuggerzeitungen im 16. Jahrhundert

Schon vor der Entstehung der Presse (und auch noch danach) gab es ab dem 16. Jh. geschriebene Zeitungen, d.h. handschriftlich notierte Neuigkeiten, die meist als Anhang zu Privat- und Geschäftsbriefen ausgetauscht wurden.

Am bekanntesten sind die Fuggerzeitungen aus den Jahren 1568 - 1605, eine Sammlung von handschriftlichen Nachrichten ("Zeitungen"), die das Augsburger Handelshaus Fugger aus seiner Korrespondenz und anderen Quellen zusammenstellen ließ. Ein Teil dieser Nachrichten stammte von den berufsmäßigen Nachrichtenhändlern Jeremias Crasser und Jeremias Schiffle in Augsburg, die 1571 ein Zeitungskorrespondenz-Büro gegründet hatten und sich "Nouvellanten" nannten. Der Nachrichtenhandel war bereits im 14. Jh. in italienischen Städten, mit Venedig als Hauptzentrum des Nachrichtenumschlags, aufgekommen.

Ebenfalls im 16. Jh. entstand der Beruf des Korrespondenten oder Nachrichtenagenten im Dienst von Hof, Kirche oder Handelshäusern. Dieser "Zeitungsschreiber" war in erster Linie ein diplomatisch-politischer oder kaufmännischer Geschäftsträger, der seinen Berichten besondere Nachrichtenbriefe (Briefzeitungen) zur allgemeinen Information beifügte. Die geschriebenen Zeitungen, die eine Art internes Nachrichtensystem darstellten, waren eine publizistische Wurzel der heutigen Zeitungen, d.h. der periodisch erscheinenden Druckwerke mit aktuellem Inhalt.

"Newe (neue) Zeitungen" ist ein Titel, später ein Gattungsname unperiodischer Ein- und Mehrblattdrucke des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Neuen Zeitungen enthielten bisweilen gereimte und mit Holzschnitten, später mit Kupferstichen illustrierte Nachrichten ("Zeitungen") oder Berichte über wichtige Ereignisse. Neben politischen, militärischen und religiösen Nachrichten brachten sie oft reine Sensationsmeldungen über Teufelsaustreibungen, Kometen, Mißgeburten, Ketzerverbrennungen u.ä. und wurden auf Märkten und Messen von fliegenden Händlern vorgelesen, auch vorgesungen (als Melodien dienten geistliche oder weltliche Weisen) und verkauft.

Die älteste bekannte (gedruckte) Neue Zeitung, benannt nach einem ihrer Abschnitte "Newe zeytung vom orient vnnd auffgange", stammt vermutlich aus dem Jahr 1502. (Damit ist zum erstenmal in einer gedruckten Nachricht das Wort "Zeitung" nachweisbar.)

Insofern die Neue Zeitung sich durch ihren Aktualitätsanspruch auszeichnete, ist sie als Vorform der heutigen Tageszeitung anzusehen.

Als erster neuzeitlicher Zeitungsberichterstatter kann der Rechtsgelehrte Christoph Scheurl (* Nürnberg 1481, † ebd. 1542) bezeichnet werden, insofern er Verfasser einer großen Anzahl von handschriftlich und auch im Druck erschienenen Neuen Zeitungen war. Seine früheste Neue Zeitung, ein Bericht über den Einzug des Bischofs von Gurk als kaiserlicher Vikar in Rom, ist u.d.T. "Ein Epistel von den Ehrerbietungen, dem Hochwürdigen von Gurk beschehen" am 8. November 1512 niedergeschrieben und von Friedrich Peypus in Nürnberg gedruckt worden. Die letzte bekannte Zeitungsausgabe Scheurls ist am 7. September 1537 niedergeschrieben worden.

Die älteste deutschsprachige Monatszeitung wurde unter dem (variierenden) Jahrestitel "Historische Relatio, und Erzehlung der fürnembsten handlungen vnd Geschichten ..." von Samuel Dilbaum (* Augsburg 1530, † ebd. 1618) herausgegeben und von Leonhart Straub (* 1550, † 1606) in der Nähe von Rorschach erstmals 1597 gedruckt. (Laut Vorankündigungen war ihr periodisches Erscheinen beabsichtigt. Nach einem bisher nur bekannten ersten Jahrgang wurde inzwischen ein zweiter Jahrgang gefunden.)

Postzeitungen im 17. Jahrhundert

Im ersten Jahrzehnt des 17. Jh. bildete sich in Europa eine neue Gattung periodischer Publizistik heraus: die Zeitung. Ihre Merkmale sind: Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit), Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart), Universalität (Allseitigkeit; kein Thema wird ausgeschlossen) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr). Ihre Erscheinungsweise war zunächst wöchentlich, da sie vom Verkehrsplan der Reit- und Fahrposten abhängig war, die das Nachrichtenmaterial beförderten.

Die ältesten bekannten Wochenzeitungen in deutscher Sprache erschienen ab 1609: der "Aviso, Relation oder Zeitung" in Wolfenbüttel von dem Drucker Julius Adolph von Söhne († 1616), fortgesetzt bis 1627(?) von Elias Holwein († 1659), und die "Relation: Aller Fürnemmen vnd gedenckwürdigen Historien ..." in Straßburg von dem Drucker Johannes Carolus (* 1575, † 1634) (nachweisbar bis 1659, bei ihrer Entdeckung in der Universitätsbibliothek Heidelberg 1876 als "Straßburger Relation" bezeichnet). (Der Unterschied dieser beiden ersten regelmäßig [wöchentlich] in Deutschland erschienenen Zeitungen liegt darin, daß die vermutlich schon vor 1609 gegründete "Straßburger Relation" in den ersten beiden Nummern von 1609 noch restliches Nachrichtenmaterial vom Dezember 1608 aufarbeitet, der "Aviso" seine früheste Nachricht vom 1. Januar 1609 bringt und deshalb erst in der Mitte des Januars mit seinem Erscheinen beginnt.)

Die Postmeister, die in der Entstehungszeit der Zeitungen vielfach den besten Zugang zum aktuellen Nachrichtenstoff hatten, waren oft Herausgeber von Zeitungen, den sogenannten Postzeitungen. Diese Bezeichnung trat erstmalig 1621 in dem von dem kaiserlichen Postmeister Johann von der Birghden (* 1582, † 1645) in Frankfurt/M. herausgegebenen Blatt "Unvergreiffliche Postzeitungen" auf. (Diese Postzeitung, später u.d.T. "Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung", erschien bis 1866.)

Die vermutlich früheste Statistikveröffentlichung in einer deutschen Zeitung ist eine statistische Übersicht über "Aufgebotene, Getraute, Getaufte, Begrabene" in der Stadt Leipzig im Jahre 1637, abgedruckt in "Einkommende Wochentliche Zeitungen", Leipzig 1638

Timotheus Ritzsch (* 1614, † 1678), der 1636 die 1624 in Leipzig von seinem Vater Gregorius Ritzsch (* 1584, † 1643)errichtete Druckerei mit Verlag übernommen hatte, gab am 1. Januar 1660 die (von ihm auch gedruckte) erste deutschsprachige Tageszeitung und zugleich die erste Tageszeitung der Welt u.d.T. "Neu-einlauffende Nachricht von Kriegs- und Welt-Händeln" heraus (als Fortsetzung seiner 1650 gegründeten mehrmals wöchentlich erschienenen "Einkommenden Zeitungen"); ab 1734 u.d.T. "Leipziger Zeitung", 1921 Erscheinen eingestellt.

Noch im 17. Jh. entwickelte sich neben der Zeitung mit der Zeitschrift eine neue Gattung periodischer Publizistik. Die Zeitschrift hat mit der Zeitung die Merkmale Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr) gemeinsam; dagegen ist eins der Merkmale Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart) und Universalität (Allseitigkeit) (oder beide) nur abgeschwächt oder gar nicht vorhanden.

Die Presse (Zeitung und Zeitschrift) ist das älteste publizistische Massenmedium und war - wie beim Aufkommen jedes neuen Massenmediums charakteristisch Gegenstand kulturkritischer Auseinandersetzung.

Die erste Buchveröffentlichung mit Kritik am Zeitungswesen ist die Schrift "Discursus de novellarum, quas vocant Newe Zeitungen, hodierno usu et abusu" (lat.Diskurs über den Gebrauch und Mißbrauch von Nachrichten, die man Newe Zeitungen nennt), Jena 1676, des Dichters, Rechtsgelehrten und Hofkanzlers Ashaver Fritsch (* Mücheln 1629, † Rudolstadt 1701), der sich als einer der ersten deutschen Gelehrten mit der Presse beschäftigte. In diesem Pamphlet wetterte Fritsch gegen die "Zeitungssucht", "eitles, unnötiges, unzeitiges und daher arbeitsstörendes, mit unersättlicher Begierde getriebenes Zeitungslesen".

Der erste leidenschaftliche Anwalt der Presse trat mit dem Schulmann und Dichter Christian Weise (* Zittau 1642, † ebd. 1708) auf den Plan. Von ihm stammt die erste Rechtfertigung des Zeitungswesens (und Zeitungslesens) als Buchveröffentlichung u.d.T. "Schediasma curiosum de lectione novellarum" (lat.= Interessanter Abriß über das Lesen von Zeitungen), Frankfurt/M., Leipzig 1676.

Die erste deutsche zeitungswissenschaftliche Dissertation wurde an der Universität Leipzig von Tobias Peucer aus Görlitz (Lausitz) angefertigt und 1690 u.d.T. "De relationibus novellis" (lat.- Über Zeitungsberichte) veröffentlicht. (Untersucht wurde in ihr vor allem der wissenschaftliche Nutzen der Zeitungslektüre für den Historiker.)

Die erste Heiratsannonce erschien am 19. Juli 1695 in dem von John Houghton (* 1640, † 1705) herausgegebenen Wochenblatt "A collection for improvement of husbandry and trade" (engl.= Sammlung für den Fortschritt von Landwirtschaft und Handel), London 23. März 1692 24. September 1703. In diesem Inserat suchte "ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz für die Ehe eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3.000 Pfund".

Die erste umfassende Gesamtdarstellung des Zeitungswesens verfaßte der Schriftsteller und Sprachforscher Caspar (Kaspar) Stieler (* Erfurt 1632, † ebd. 1707;1705 geadelt) mit "Zeitungs Lust und Nutz, Oder: derer so genannten Novellen oder Zeitungen, wirckende Ergetzlichkeit, Anmut, Notwendigkeit und Frommen ...", Hamburg 1695.

Dem Kaffeehaus verdankten verschiedene Presseunternehmen ihre Gründung. (So benutzten z.B. die Herausgeber der englischen moralischen Wochenschriften die Londoner Kaffeehäuser als Redaktionslokal und Nachrichtenbörse.) Die erste deutsche Zeitschrift, die möglicherweise im Kaffeehaus entstanden ist, zumindest ihm ihre Existenz verdankte ("Kaffeehauszeitschrift"), erschien in Leipzig 1698 u.d.T. "Das curieuse Caffe-Hauß zu Venedig". Zum Inhalt hatte sie fiktive Kaffeehausdiskurse zu Themen wie Mode, Barttrachten, politische Kannegießerei. (Es folgte, aber nicht als Fortsetzung, "Das neue und curiöse Caffe-Hauß, vormals in Italien, nunmehro aber in Teutschland eröffnet", Leipzig 1707 - 1708.)

Intelligenzblätter im 18. Jahrhundert

Im Jahre 1705 wurde die älteste heute noch erscheinende Tageszeitung in Deutschland, die Hildesheimer Allgemeine Zeitung unter dem Titel "Hildesheimer RelationsCourier" gegründet.

Die erste deutsche moralische Wochenschrift (als Nachahmung der englischen Wochenschriften), herausgegeben von dem Musikschriftsteller Johann Mattheson (* Hamburg 1681, † ebd. 1764), erschien u.d.T. "Der Vernünfftler, das ist: Ein deutscher Auszug aus den engländischen Moral-Schriften des Tatler und Spectator". Nr. 1 - 101, Hamburg 31. Mai 1713 - 30. Mai 1714. (Das Blatt wurde aus unbekannten Gründen verboten; die letzte Nummer erschien handschriftlich.)

Vorläufer des für den regelmäßigen, abschnittsweisen Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften gedachten und oft eigens hierfür verfaßten Fortsetzungsromans waren die in den moralischen Wochenschriften, Intelligenzblättern oder sonstigen Periodika des 18. Jh. veröffentlichten Erzählungen und Fabeln, Humoresken und Anekdoten, Gedichte und Sinnsprüche u.ä.

Die erste eigenständige deutschsprachige moralische Wochenschrift waren die von dem schweizerischen Historiker und Schriftsteller Johann Jakob Bodmer (* Greifensee [bei Zürich] 1698, † Gut Schönenberg [bei Zürich] 1783) und dem schweizerischen Gelehrten Johann Jakob Breitinger (* Zürich 1701, † ebd. 1776) in Zürich 1721 - 1723 herausgegebenen "Discourse der Mahlern".

Die Methode, einen Ehepartner über ein Zeitungsinserat zu suchen, war zuerst ausschließlich ein männliches Vorrecht. Die erste bekannte Heiratsannonce einer Frau erschien 1727 im "Manchester Weekly Journal". (Die Jungfer Helen Morison, welche die Annonce aufgegeben hatte, wurde auf Verlangen der aufgebrachten Buger für vier Wochen in eine Irrenanstalt geschickt.)

Die in der ersten Hälfte des 18. Jh. nach britischem und französischem Vorbild in Deutschland gegründeten Intelligenzblätter (zu engl.: intelligence = Nachricht) waren staatliche Anzeigenblätter mit amtlichen Bekanntmachungen, Nachrichten und Berichten für Handel, Handwerk und Landwirtschaft, vor allem mit gewerblichen und privaten Anzeigen, auch mit belehrenden und unterhaltenden Beiträgen, die sich aus den von (anfangs privaten) Anzeigen- und Adreßkontoren zusammengestellten und wöchentlich erschienenen Listen der Verkaufs- und Kaufangebote sowie Kundschaftsadressen entwickelt hatten.

In Preußen erschienen die Intelligenzblätter seit 1727 ("Wöchentliche Berlinische Frag- und Anzeigungsnachrichten"). Friedrich Wilhelm I. (1713 - 1740) machte die Intelligenzblätter als erster zu einer staatlichen Einnahmequelle. (Das staatliche Anzeigenmonopol in Preußen wurde erst 1850 aufgehoben. Von da an wurden die Intelligenzblätter durch Amtsblätter ersetzt, und der Anzeigenteil in den Zeitungen nahm an Umfang erheblich zu.)

Die erste bekannte deutsche Heiratsanzeige (durch die ein Hochzeitspaar seine Heirat bekanntgab) erschien am 9. Juli 1732 in dem 1722 in Frankfurt/M. gegründeten Intelligenzblatt "Frankfurter Wöchentliche Frag- und Anzeigungsnachrichten". Damit hatte die Sparte "Familiennachrichten" in der deutschen Zeitung ihren Anfang genommen.

Die erste Universitätszeitung erschien u.d.T. "Students" vom 31. Januar 1750 bis zum Jahre 1751 an der Universität Oxford unter dem Impressum des Verlegers und Buchhändlers John Newbery. Herausgeber war der englische Dichter Christopher Smart (* Shipbourne [Kent] 1722, † London 1771).

Älter als die Todesanzeige in Form der Familienanzeige ist die Verbindung von Todesmitteilung und Geschäftsveränderung in der Presse. So erschienen die frühen Todesanzeigen entweder im Wirtschaftsteil einer Zeitung oder versteckt zwischen geschäftlichen Nachrichten, ohne äußere Kennzeichnung durch Trauerrand oder Hervorhebung des Namens.

Die älteste bisher entdeckte derartige Todesanzeige war 1753 im " Ulmer Intelligenzblatt" (d.i. " Ulmer Tagblatt [Beilage;] Ordentlich-Wöchentlicher Ulmischer Anzeigs-Zettel") unter der Rubrik "Vermischte Nachrichten" abgedruckt und hatte folgenden Wortlaut: "In der Nacht, unterm 14. huj. ist Totl. Herr Johann Albrecht Cramer, weiland des Raths, Zeugherr und Handelsmann allhier, in einem Alter von 70 Jahren an einem Schlagfuss gestorben".

"Der Wandsbecker Bothe", 1771 gegründet und verlegt von dem Schriftsteller, Drucker und Verleger in Hamburg Johann Joachim Christoph Bode (* Braunschweig 1730, † Weimar 1793), 1771 - 1775 von dem Dichter Matthias Claudius (* Reinfeld[Holstein] 1740, † Hamburg 1815) in Wandsbek herausgegeben, 1776 erloschen, war die erste deutsche Volkszeitung, die eine Mischung von politischen, wissenschaftlichen und literarischen Neuigkeiten bot.

Die erste deutsche Hausfrauenzeitschrift war das "Archiv weiblicher Hauptkenntnisse für diejenigen jedes Standes, welche angenehme Freundinnen, liebenswürdige Gattinnen, gute Mütter und wahre Hauswirthinnen seyn und werden wollen", herausgegeben von einer 42köpfigen Gesellschaft deutscher Frauen, Leipzig 1787 - 1790.

Fortschritte der Drucktechnik im 19. Jahrhundert

Da bei der Zylinderdruckpresse (1812) die Rückwärtsbewegung der Druckform ohne Druckvorgang verlief (Leerlauf), baute ihr Erfinder Friedrich Koenig ein zweites Modell mit zwei Zylindern (Doppelzylinderdruckpresse, "Doppelmaschine"), das diesen Mangel behob. 1814 lieferte er dem Verleger der Londoner "Times" John Walter II. zwei Doppelmaschinen mit einer Stundenleistung von 1100 Drucken sowie mit Dampfantrieb. Auf ihnen wurde am Abend des 28. November 1814 als erste Zeitung der Welt binnen weniger Stunden die "Times" in 4000 Exemplaren gedruckt. In einem Leitartikel in der ersten Nummer aus Koenigs Doppelmaschine würdigte John Walter das Ereignis.

Der Holzschnitt, insbesondere der Holzstich, fand als Illustrationstechnik nicht nur in Büchern, sondern auch in Zeitschriften Eingang.

Die Kaufzeitung (Straßenverkaufszeitung, Boulevardzeitung) ist eine sensationell aufgemachte und in hohen Auflagen gedruckte und daher billige Tageszeitung, die, im Gegensatz zur Abonnementzeitung, hauptsächlich an Kiosken (früher auch von Straßenverkäufern) vertrieben wird.

"General-Anzeiger" ist ein Titelbestandteil deutscher Tageszeitungen, der Blätter ohne parteipolitische oder richtungsbestimmte Bindung als "allgemeine" (General-) Zeitungen mit einem ausgedehnten Anzeigenteil (-Anzeiger) bezeichnet. Als Schöpfer des Generalanzeigertyps in Deutschland gilt der Aachener Verleger Josef La Ruelle, der 1871 mit dem "Aachener Anzeiger" (Aachen 28. 5. 1871 - 12. 9. 1944) den ersten General-Anzeiger gründete.

Die erste Rollenrotationsmaschine in Deutschland baute die Maschinenfabrik Augsburg - Nürnberg, die spätere M. A. N., für die österreichische Tageszeitung "Die Presse" (Wien). Sie lief 1873 an. (1876 kamen auch die ersten Rotationsmaschinen der Firma Koenig & Bauer auf den Markt.) Die erste deutsche Fachzeitschrift für das Fleischergewerbe war die wöchentlich erscheinende "Allgemeine Schlächter-Zeitung. Organ für die Interessen der Schlachtkunst, des Viehhandels und der Viehzucht", Berlin 1873-1875 (Forts.: Deutsche Fleischer-Zeitung [zugleich Organ des "Deutschen Fleischer-Verbandes" gegr. 1875], Berlin 1876 - [1. Oktober] 1922).

Die Maschinenfabrik Augsburg - Nürnberg (später M. A. N.) baute 1879 die erste Rotationsmaschine für den Illustrationsdruck der Zeitschrift "Die illustrierte Welt", die in der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart, erschien.

Die erste Photographie (ein Gralsbecher) in einem deutschen Presseorgan druckte die "Leipziger Illustrirte Zeitung" nach dem von Georg Meisenbach 1881 entwickelten Autotypieverfahren 1883 ab.

In den siebziger Jahren des 19. Jh. verstärkte sich das Bestreben der Erfinder, eine Ein-Mann-Setzmaschine zu bauen, bei der das Setzen, Ausschließen und Ablegen mechanisch erfolgen. Das gelang zuerst dem 1872 nach Amerika ausgewanderten deutschen Uhrmacher und Feinmechaniker 0ttmar Mergenthaler (* Hachtel [heute zu Bad Mergentheim] 1854, † Baltimore [Md.] 1899). Im Gegensatz zu den bisher konstruierten Typensetzmaschinen verwendete Mergenthaler nicht die einzelnen Bleilettern des Setzers, sondern die Matrizen des Schriftgießers (allerdings in Form von Messingmatrizen), setzte sie zu Zeilen zusamen und goß diese Zeilen. So wurde er zum Erfinder der Zeilenguß-Setzmaschine "Linotype", zu deren Handhabung nur eine Person notwendig ist, die eine Tastatur zu bedienen hat (Patent 1888). (Die Massenproduktion der Matrizen, auf denen das mechanische Setzverfahren beruht, wurde aber erst durch zwei Erfindungen des amerikanischen Schriftgießers Linn Boyd Benton aus Milwaukee [Wis.] möglich: der Stempelschneidemaschine [1885] und der Matrizenbohrmaschine [1906].)

Als Geburtstag der Linotype gilt der 26. Juli 1884. An diesem Tage führte Mergenthaler seine erste funktionierende Maschine einem Kreis von Fachleuten vor. Die erste Linotype-Maschine wurde bei der "New York Tribune" aufgestellt und nahm am 3. Juli 1886 ihre Arbeit auf. (Dabei sah der Verleger der New York Tribune, Whitelaw Reid, zu und soll "A line of types!" [engl.= Eine Zeile aus Lettern!] ausgerufen und damit den Namen "Linotype" erfunden haben.) Die Linotype Mergenthalers, die eine Setzleistung von etwa 6000 Buchstaben je Stunde erreichte, fand besonders im Zeitungsdruck Verwendung.

Die Tageszeitung "Berliner Börsen-Courier" (gegr. 1868, 1934 mit "Berliner Börsen-Zeitung" vereinigt) stellte 1885 den ersten Sportredakteur in Deutschland ein.

Das erste deutsche internationale Zeitungsmuseum wurde 1885 in Aachen von dem Aachener Bürger Oscar von Forckenbeck (* 1822, † 1898) (als Privatsamlung) gegründet. Seit 1899 im Besitz der Stadt Aachen nennt es sich heute "Internationales Zeitungsmuseum der Stadt Aachen".

Als erste deutsche Tageszeitung führten 1886 die "Neuesten Nachrichten" (München 9. 4. 1848 - Juni 1887; Forts.; Münch[e]ner Neueste Nachrichten, München 14. 6. 1887 - 28. 4. 1945) eine Sportrubrik ein.

Die erste deutsche Fachzeitschrift für das Zeitungswesen war "Das Zeitungs-Museum", Aachen (Jg. 1) 1889-1890. Herausgeber war Oscar von Forckenbeck (* 1822, † 1898), der Gründer des heutigen "Internationalen Zeitungsmuseums der Stadt Aachen" (gegr. 1885).

"Die Woche. Moderne illustrierte Zeitschrift", erschienen 1899-1944 in dem von August Hugo Friedrich Scherl (* Düsseldorf 1849, † Berlin 1921) 1883 in Berlin gegründeten Scherl-Verlag, führte als erste deutsche Illustrierte den Mehrfarbendruck und die aktuelle Photoreportage ein.

Presse und Medien im 20. Jahrhundert

Ein erstes Handbuch der Presse (des Zeitungs- und Zeitschriftenwesens) ist das von dem Lexikographen Joseph Kürschner (* Gotha 1853, † Windischmatrei [heute Matrei, Osttirol] 1902) herausgegebene "Handbuch der Presse. Für Schriftsteller, Redaktionen, Verleger, überhaupt für alle, die mit der Presse in Beziehung stehen", Berlin 1902.

In Deutschland wurde die erste Rotationsmaschine, die gleichzeitig Text und Bilder drucken konnte, 1902 für den Druck der "Berliner Illustrirten Zeitung" (Berlin 1892-1945, seit 1894 im Verlag Ullstein) in Betrieb genommen.

Die 1876 gegründete, 1878 vom Ullstein-Verlag, Berlin, erworbene Tageszeitung "Berliner Zeitung" wurde 1904 mit ihrer Titeländerung "B. Z. am Mittag" eine der ersten deutschen Kaufzeitungen. Sie erschien bis 1943 und wurde 1953 als Berliner Morgenzeitung mit dem Titel "B. Z." neu gegründet.

Wenn auch die erste deutsche zeitungswissenschaftliche Dissertation schon 1690 angefertigt wurde, hat sich die Zeitungskunde (später: Publizistik) als Universitätsfach erst in diesem Jahrhundert und zudem nur zögernd etabliert. Der Volkswirtschaftler und Soziologe Karl Bücher (* Kirberg [bei Limburg a.d. Lahn ] 1847, † Leipzig 1930) gründete 1917 an der Universität Leipzig das Institut für Zeitungskunde und wurde damit zum Begründer der Publizistik an deutschen Universitäten.

Die ersten deutschen Tageszeitungen nach dem Zweiten Weltkrieg waren zunächst Nachrichtenblätter der örtlichen Militärverwaltungen, denen die in allen Besatzungszonen von den Militärregierungen für die deutsche Bevölkerung zentral herausgegebenen Tageszeitungen folgten: sowjetische Zone: "Tägliche Rundschau", Berlin (Ost) 15. 5. 1945 - 1955; amerikanische Zone: "Die Neue Zeitung", München 18. 10. 1945 - 30. 1. 1955; britische Zone: "Die Welt", Hamburg 2. 4. 1946 ff.; französische Zone; "Nouvelles de France", Baden-Baden (später Konstanz) 15. 9. 1946 - 1948 (französisch/ deutsch). Gleichzeitig gaben die Kontrollbehörden der Militärverwaltungen Lizenzen für Zeitungen (und Zeitschriften) ab. Am 1. 8. 1945 erschien als erste Lizenzzeitung die "Frankfurter Rundschau".

Nach Aufhebung des Lizenzzwangs im September 1949 gründeten die Altverleger wieder ihre Zeitungen, was zu dem für Deutschland charakteristischen Bild einer vielfältigen Tagespresse mit kleinen Lokal- und mittleren Regionalzeitungen führte. In der sowjetischen Zone wurde die Presse nach einheitlichen Parteigesichtspunkten orientiert.

Am 15. Dezember 1946 brachte der Axel Springer Verlag, Berlin (West), mit dem Wochenblatt "Hör zu. Rundfunkzeitung des Nordwestdeutschen Rundfunks" die erste deutsche Nachkriegsillustrierte auf den Markt.

Der Typ des Nachrichtenmagazins wurde in Deutschland mit der Wochenzeitschrift "Der Spiegel" eingeführt (gegründet in Hannover am 16. 11. 1946 als "Diese Woche" von Offizieren der britischen Informationskontrolle zusammen mit deutschen Redakteuren, u.a. dem Publizisten Rudolf Augstein[* Hannover 1923], und vom 4. 1. 1947 an von diesem als Lizenzträger und Herausgeber als "Der Spiegel" weitergeführt, seit 1952 mit Sitz in Hamburg

Die Sonntagszeitung ist ein selbständiger oder als Sonntagsausgabe einer Tageszeitung speziell sonntags erscheinender Pressetyp. Die erste deutsche Sonntagszeitung wurde in Berlin am 1. August 1948 mit der "Welt am Sonntag" gegründet.

Am 24. Juni 1952 erschien die erste Ausgabe der "BILD - Zeitung" im Axel Springer Verlag, Hamburg. Sie war die erste deutsche (überregionale) Kaufzeitung nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde mit einer Startauflage von 250 000 Exemplaren zum Preis von 10 Pfennigen verkauft. (Ab 1972 unter dem Titel "BILD".)

Da die Blindenschrift (Brailleschrift) im allgemeinen nur von den in jüngeren Jahren Erblindeten erlernt wird, sind die auf Tonband gelesenen "sprechenden" Bücher sowie Zeitschriften und Zeitungen (Hörbücher, -zeitschriften, -zeitungen) sehr verbreitet. Die von dem Blindenverein der Stadt Wuppertal e.V. in Zusammenarbeit mit der "Westdeutschen Zeitung" in Wuppertal seit März 1969 herausgegebene Tonbandkassettenzeitung "Tönende Wuppertaler Wochenschau" mit Nachrichten und Berichten aus Wuppertal ist vermutlich die älteste lokale Hörzeitung für Blinde und Seebehinderte in der Bundesrepublik Deutschland. (Jeden Samstag erscheint eine 90-Minuten-Ausgabe, die an die Bezieher [1991: rd. 260] mit der Post gebührenfrei ["Blindensendung"] geschickt wird.)

Nach den Zeitungen in Blindenschrift (Brailleschrift) und den Tonbandkassettenzeitungen (Hörzeitungen), die mit unterschiedlichem Zeitverzug arbeiten, wurde, unter Ausschaltung dieses Mangels, die weltweit erste elektronische Tageszeitung für Blinde ("ETAB") (konzipiert von der Stiftung Blindenanstalt [Polytechnische Gesellschaft], Frankfurt/M., und realisiert in Kooperation mehrerer Institutionen) mit einer vollständigen Ausgabe der "Frankfurter Rundschau" 1990 auf der CeBit-Messe in Hannover öffentlich vorgestellt.

Die elektronische Blindenzeitung ist prinzipiell von jedem Blinden oder hochgradig Sehbehinderten nutzbar, der einen Kabelanschluß oder eine Satellitenantenne (u.U. auch eine normale Antenne) besitzt und über einen Computer (mit bestimmten Auflagen) mit einigen Zusatzgeräten verfügt. Die Ausgabe der Zeitung kann alternativ über Braillezeile (zum Ertasten auf einer Schiene unterhalb der Computertastatur), synthetische Sprachausgabe (über Lautsprecher), Großschriftprozessor (der die Buchstaben auf dem Computer-Bildschirm stark vergrößert abbildet) oder Braille-Drucker (der die Blindenschrift auf Papier überträgt) erfolgen.

Da ETAB wie eine Datenbank aufgebaut ist, kann sich der blinde Leser mit Hilfe von Stichwörtern einen schnellen Überblick über das Gesamtspektrum der Zeitung verschaffen, gezielt zu einem Thema Artikel suchen und die Zeitung wie ein Sehender auch "durchblättern". Für die Zukunft ist geplant, auch andere Zeitungen und Zeitschriften sowie Bücher auf diesem Wege zu verbreiten.

Quelle:
Diese Information ist ein kleiner Auszug aus dem interessanten Buch:

Margarete Rehm
Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart